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Das Gästehaus

Untergebracht bin ich hier in einer Wohnung, die Microsoft für seine Gäste gemietet hat.Die Wohnung hat ein großes Ess-/Wohnzimmer, eine Küche und drei Schlafzimmer, die jeweils ein kleines Bad haben.

Das hier so gut aufgeräumt ist erstaunte mich zunächst. Aber schnell wurde klar: Mit einer Studeten-WG hat das hier wenig zu tun. Meine Unterkunft ist eher mit einem Hotel vergleichbar.

Wir haben einen Ansprechpartner, einen Mann namens Babu, der von Microsoft dafür bezahlt wird, dass er sich um unsere WG zu kümmert. Jeder Tag werden hier Wohnzimmer und Küche geputzt und der Kühlschrank gefüllt, selbstverständlich auch Sonntags. Falls das “Bitte nicht stören” Schild nicht an der Schlafzimmertüre hängt, wird auch dieses geputzt und das Bett neu bezogen. Jeder Bewohner hat einen Korb für schmutzige Wäsche welcher Mo, Mi und Fr abgeholt wird. Zwei Tage später liegt die gewaschene Kleidung dann vor der Schlafzimmertüre. Babu macht diese Arbeiten aber nicht selbst, er hat dafür wieder eigenes Personal. Wenn sein Personal hier tätig wird, ist er aber immer dabei um zu kontrollieren, dass diese die Arbeit auch seinen Wünschen entsprechend erledigen.

Ich habe den Eindruck dass diese Arbeitsweise in Indien grundsätzlich sehr beliebt ist: Tätigkeiten werden hier in kleine Arbeitsschritte (Blumen gießen, Fenster putzen, Boden putzen) aufgeteilt und jeder wird von einem dafür vorgesehenen Spezialisten erledigt. Meist ist währenddessen ein Chef dabei, der selbst keines der Arbeitsgeräte in die Hand nimmt aber genau überwacht dass die Arbeit ordentlich erledigt wird.

In der Küche gibt es Kaffee, Tee, Milch, Kornflakes, Toastbrot, Butter, Marmelade, Fruchtsaft, Obst und Kekse. Alles andere müsste man selbst kaufen. Vielleicht würde man es auch auf Wunsch von Babu bekommen. Ich weiß es nicht, es war mir bisher auch egal - ich Frühstücke in der Regel im Büro, dort bekomme ich das Frühstück auch umsonst aber die Auswahl ist größer und ich treffe meine Kollegen.

Ich vermute dass “Interns” (Praktikanten) wie ich selten in der WG und hauptsächlich im Büro sind. Zumindest treffe ich meine zwei Mitbewohner dort öfter als in unserer gemeinsamen WG.

Der eine Mitbewohner hatte schon ein paar Tage nach meiner Ankunft seine Abreise, ich habe ihn kaum kennengelernt.Der andere Mitbewohner ist Inder, hat aber auch einige Zeit in den USA gelebt. Er ist sehr nett und hilfsbereit versucht aber auch mich vor allem zu bewahren was in seinen Augen einem verwöhnten Europäer nicht zumutbar ist. Es ist viel Überzeugungsarbeit nötig ihm dies auszureden.

Unsere Wohnung ist in einem Mehrfamilienhaus, die anderen Wohnungen gehören nicht zu Microsoft. Das Haus heißt “Orchard View”, auf Deutsch also “Obstgarten Blick”. Ich habe den Obstgarten aber noch nicht gesehen. Wie alle anderen Häuser hier ist es umzäunt und rund um die Uhr von mindestens einem uniformierten Wachmann bewacht. Der Wachmann sitzt den ganzen Tag am Tor. Falls ein Bewohner kommt, springt er sofort auf um diesem das Tor zu öffnen.

Hof und Garten unseres Hauses werden jeden Tag gereinigt. Aber das machen natürlich weder Babu (der ist ja nur für unsere Wohnung zuständig) noch einer der Wachmann (die bewachen ja) denn für jede Aufgabe gibt es hier einen Spezialisten…

In der Nachbarschaft haben angeblich auch bekannte indische Prominente einen ihrer vielen Wohnsitze. Leer sind die Straßen trotzdem nicht. Jedes Haus hat hier Wachmänner und es wir täglich sehr gründlich die Straße und gegebenenfalls das Auto geputzt. Dabei lässt aber jeder nur vor seinem Haus putzen. Dort wo kein Haus steht finden sind oft kleine Müllberge. Möglicherweise sind diese aber auch nur der beabsichtigte Ort um den Müll bis zur Ankunft der Müllabfuhr zwischenzulagern, wie in Deutschland die Mülleimer.

Ins Internet komme ich hier im Gästehaus mit meinem Laptop über WLAN. Die maximale Geschwindigkeit ist mit 70KB/s ausreichend. Die Latenz zu europäischen Servern ist aber sehr hoch was interaktives arbeiten (wie mit diesem Webblog) sehr anstrengend macht. Die Internetverbindung ist im Gästehaus aber deutlich besser als im Büro. Dort gibt es seit meiner Ankunft Probleme mit der Netzwerkverbindung zur Außenwelt. Diese sollen aber in spätestens 10 Tage behoben sein.