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Das Essen in Bangalore (oder ganz Indien?)

Ich hatte schon von der Speisekammer im Büro berichtet. Dort findet man aber, abgesehen von Obst und ein paar Fertiggerichten für die Mikrowelle, kein indisches Essen. Zum Mittagessen bei Microsoft, oder in Restaurants bekomme ich aber “echtes” indisches Essen.

Das im letzten Artikel verlinkte Sendung mit der Maus Video beschreibt das Essen welches es hier gibt schon ganz gut.

Ich will für meine Beschreibung ein bisschen vereinfachen und sagen, dass eine Hauptmahlzeit aus zwei Bestandteilen besteht: Einer Grundlage und den Beilagen. Nehmen wir als Beispiel Schnitzel mit Pommes und Salat. Hier sind die Pommes die Grundlage, weil diese billig sind, viele Kohlenhydrate enthalten und wohl am meisten zur Sättigung beitragen. Schnitzel und Salat sind die Beilagen.

Brot und Reis, die Grundlagen

Grundlagen hier sind “nur” Reis und Brot. Kartoffeln gehören hier wie jedes andere Gemüse zu den Beilagen. Andere Getreideprodukte wie z.B. Nudeln gibt es nicht. Der Reis unterscheidet sich nicht von dem was man aus Deutschland kennt. Er wird pur oder mit kleinen Gemüsestückchen oder gewürzt serviert. Was man hier als Brot bezeichnet unterscheidet sich aber Grundlegend von dem was man aus Deutschland kennt. Das Brot ist eine Art Fladenbrot, welches die Form eines kleinen Pfannkuchen hat und warm serviert wird. Davon gibt es viele verschiedenen Varianten z.B.  Roti, Naan oder Puri . Viele davon gibt es nicht nur pur sondern jeweils auch in einer Form in der der Teig mit Gemüsestücken versehen wurde.

Zu einer großen Mahlzeit isst man typischerweise meist beides: Brot und Reis.

Curry, die (einzige?) Beilage

Ich würde sagen, die Indische Küche kennt nur eine Art Beilage. Diese wird Curry genannt und es gibt sie in sehr vielen Varianten. Man könnte Curry als einen Eintopf, bei dem die Grundlage (also z.B. Reis) weggelassen wurde, bezeichnen. Ein Curry ist meist sehr aufwändig zubereitet. Die Konsistenz kann von fest bis ganz flüssig variieren. Meist sind die Currys sehr stark gewürzt und die Anzahl der Zutaten ist hoch. Ich kann oft kaum eine Zutat in einem fertigen Curry identifizieren. Das Gemüse wird dabei sehr ausgiebig gekocht. Das entspricht nicht meinem Geschmack aber tötet Krankheitserreger bei der Zubereitung ab.

Beliebt ist, für seine Mahlzeit nicht ein Curry, sondern viele in kleinen Portionen zu wählen. Diese bekommt man dann in kleinen silbernen Schüsseln serviert.

Die Currys sind meist sehr scharf. Ich würde sagen, die meisten sind schärfer als die schärfste Mahlzeit die ich in Deutschland je gegessen habe.

Bisher war noch nichts so scharf, dass ich es unerträglich gefunden hätte. Meine Geschmacks- (und Geruchs-) Nerven sind aber nicht trainiert die verschiedenen Schärfenuancen wahrzunehmen. Ich nehmen viele Mahlzeiten hier hauptsächlich mit dem Tastsinn der Zunge wahr, der Rest der Wahrnehmen ist: Schmeckt extrem scharf, riecht nach dem immer ähnlichen Gemisch.

Tischmanieren, Essen ohne Besteck

In Indien isst man traditionell mit den Fingern der rechten Hand und ohne Besteck.

Beim Brot funktioniert das folgendermaßen: Man reißt zunächst ein kleines Stückchen ab. Dies ist nicht ganz einfach ist, denn man darf ja nur die rechte Hand benutzen. Falls man ein festes Curry ist, greift man nun mit dem Brot zwischen den Fingern ein bisschen Curry, falls man ein flüssiges Curry ist, formt man mit dem Brot einen Beutel und tunkt diesen in das Curry. Anschließend schiebt man das ganze schnell in den Mund.

Isst man Reis, kippt man das Curry über den Reis, formt aus einem bisschen Reis ein Bällchen und schiebt sich dies in den Mund.

Unter jungen Inden ist es aber beliebt mit Besteck zu essen. Ich schätze bei Microsoft Research isst jeder zweite mit Besteck. Bisher wurde mir aber in jedem Restaurant auch  Löffel und Gabel serviert. Messer gibt es meist nicht.

Da ich möglichst viel des indischen Leben nachvollziehen möchte habe ich zu Beginn nur mit den Fingern gegessen. Mittlerweile esse ich nur noch mit Besteck. Der Grund? Die   meisten Currys riechen sehr scharf. Der Geruch blieb mir für Stunden an der Fingern  haften. Einziger Ausweg: Die Hand sehr sehr gründlich mit Seife waschen. Der Nachteil daran: Der Geruch der parfümierten Seife blieb mit für Stunden an den Fingern haften, was besonders beim nächsten Essen unangenehm war.

Mir was nie bewusst, dass Besteck verhindert dass man bei Essen den Geruch der eigenen Finger wahrnimmt. Möglicherweise auch ein Grund weshalb gute Restaurants besonders langes Besteck haben.

Das Essen mit den Fingern ist wahrscheinlich auch ein Grund weshalb man sich in Indien nicht per Handschlag begrüßt.

Frühstück - Mittagessen - Abendessen

Welche Speise isst man hier eigentlich wann? Die Antwort ist einfach: Brot/Reis mit Curry (natürlich sehr scharf) ist das typische Essen für jede Tageszeit.

Einzige Ausnahme: Zum Frühstück ist auch ein sogenannter Dosa beliebt. Ein Dosa ist auch ein indisches Brot, welches aber frittiert und zusammengerollt serviert wird. Gegessen wird der Dosa zusammen mit einer weißen und einer roten Soße. Da beide Soßen keine Gemüsestückchen enthalten bin ich mir nicht sicher ob man diese auch als Curry bezeichnet.

Fleisch? Fisch?

In diesem Artikel wird nie Fleisch oder Fisch erwähnt? Die meisten Inder sind Vegetarier viele Restaurants verkaufen weder Fleisch noch Fisch. Bei Microsoft gibt es Mo, Mi und Fr jeweils ein Curry in dem auch Fleisch oder Fisch enthalten ist. Meist ist die einzige Fleischsorte die verkauft wird Huhn. Andere Fleischsorten sind sehr teuer, Rindfleisch ist in meinem Bundesstaat sogar verboten.

Dessert

Es gibt hier eine Vielzahl von Süßigkeiten, die ich nicht kannte. Diese sind süßer als deutsche Süßigkeiten und ich vermute, dass sie auch mehr Fett enthalten.

Ein paar mal hatte ich ein Eis zum Nachtisch. Das linke Bild zeigt ein Eis, welches als Block serviert wird, und kleine Geleestückchen enthält. Das rechte einen “Schwarzwaldbecher”.

Restaurants

Service wird auch in den Restaurants großgeschrieben. In manchen bekommt man man einen Teller aus dem man isst und jeder zubereitete Bestandteil wird in einer extra Schüssel serviert. Die Speisen muss man aber nicht selbst von den Schüsseln in den Teller befördern. Man wird ständig von einem Kellner beobachtet. Immer wenn der Teller aus dem man isst bald leer wird, kommt der Kellner und schöpft von den Schüsseln in den Teller.

Wasser ist immer kostenlos inklusive und man bekommt davon beliebig viel.

Eine reichhaltige Mahlzeit im Restaurant kostet umgerechnet 2-4 Euro.

Pizza Hut In der Nähe gibt es auch eine Pizza Hut Filiale. Für eine Pizza mit Fleisch sind die Preise ähnlich wie in einer günstigen Freiburger Pizzaria. Vegetarische Pizzen sind etwas günstiger. Es gibt auch Pizzen die nicht scharf sind, trotzdem schmecken sie anders als alle Pizzen die ich bisher gegessen hatte. Für viele (indische) Praktikanten bei Microsoft ist dies das Restaurant mit dem Höchsten Stellenwert. Mir gefällt, dass es hier Salat gibt.